Auf den Spuren Klaus Manns

Flucht in den Norden hieß der Roman, mit dem alles anders werden sollte, und so war es dann auch. Zumindest eine zeitlang, zumindest ganz kurz. Nicht mal einen Sommer dauerte sie, diese Affäre mit dem Land, aber auch mit den Leuten, mit einer Person. Die Affäre, die der Reality Star, der seiner Zeit weit voraus war als heterosexuelle Beziehung darstellte, die dann doch – wie alle Beziehungen des Autors (und in seinen Büchern) – zum Scheitern verurteilt war. Über Klaus Mann – seine Vielseitigkeit, aber auch seine eindeutige politische Einstellung – werden wir uns im Laufe der Zeit noch mehr unterhalten, in diesem Post allerdings, geht es um ihn und Helsinki. 

Was er wohl gesehen haben wird, frage ich mich, am Bahnhof stehend, und schon verschmelzen wir irgendwie, er, ich, die anderen Freunde, Bekannte und Touristen. Denn so wie er wohl damals da stand, stehe nun ich hier, neugierig, optimistisch, bereit auf das Abenteuer das mich erwartet. Es ist schön hier in Finnland, so der allererste Eindruck. Die Luft ist schön kühl (wir befinden uns gerade in den Sommermonaten), die Leute eilen aneinander vorbei, Menschen treffen aufeinander. Der ein oder andere hat etwas länger gewartet, aber das sieht man ihnen – abgesehen von der Anzahl der Zigaretten die sie rauchten – nicht wirklich an. Stoisch sind sie, scheinen sie zu sein, diese “Barbaren aus dem Wald”, wie sie einst hießen, die “Kampftrinker” – so werden sie heute gern ab und zu genannt. 

Ob Klaus Mann dies auch gesehen hat? Menschen die irgendwohin hasten, die es ganz eilig haben, die gibt es in jedem Zeitalter, und überall. Und doch gibt es etwas durch das sich die Menschen hier unterscheiden. Und eine zeitlang – genauer gesagt einige Tage – fällt es mir partout nicht ein, bis dann der sprichwörtliche Groschen fällt und ich merke: sie haben es zwar eilig, aber sie sind eher gelassen, kein lautes Stimmengewirr, kein unnötiges Geschrei. Man spürt die Ruhe, auch wenn sie schnell gehen, diese Menschen. 

Ich hole mir am Kiosk schnell einen Kaffee, da ich noch Zeit habe bevor ich abgeholt werde, und wie ich den Zucker in den Becher schütte, fällt mein Blick auf eine Zeitung. XYs Freundin springt mir da von der Titelseite ins Auge, die irgendwas gemacht hat. XY ist ein bekannter Weltstar, und in dem Punkt unterscheidet sich niemand voneinander. Wir alle wollen immerzu wissen was XYs Freundin mal wieder (nicht) gemacht hat. Egal wer XY im Augenblick ist. 

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